7. HIV/AIDS: Warum bei AIDS- Statistiken anders gezählt wird und was Behörden sonst noch verschweigen
© Jan-Philipp Hein und Michael Leitner
Wenn man von Doktor Ulrich Marcus von Robert Koch Institut (RKI) schriftlich auf Widersprüche zur offiziellen Lehrmeinung zu HIV/AIDS aufmerksam macht, kann es passieren, dass man leicht ungehaltene Antwortschreiben bekommt:„Meinetwegen können Sie glauben, was Sie wollen, ich habe keinen Ehrgeiz, Sie von Ihrer Meinung abzubringen, was ich ohnehin für aussichtslos halte.“Der Unbelehrbare heißt Marc Rackelmann ist Vorsitzender der alternativen Berliner AIDS-Hilfe HEAL und hatte sich bei Marcus über Giftwirkungen von Retrovir/AZT erkundigt.
Rackelmann hatte zur Untermauerung seines Standpunktes anerkanntewissenschaftliche Studien angeführt, welche die Giftigkeit von Retrovir/AZT auf lebenswichtige Organellen nachgewiesen haben. Sie spieln für die Energieproduktion eine zentrale Rolle.Nicht nur an Kommentaren des RKI zu den AIDS-Medikamenten, auch an den RKI-Zahlen zur Verbreitung von HIV/AIDS, den epidemiologischen Daten, stoßen sich AIDS-Dissidenten wie Rackelmann: „Merkwürdig, dass AIDS die einzige Infektionskrankheit ist, die kumulativ gezählt wird. Das bedeutet, jeder alte Fall einer Erkrankung kommt jedes Jahr in die neuen Statistiken mit hinein.“ So würden die Anzahl der Fälle im Bewußtsein der Bevölkerung künstlich in die Höhe getrieben, um die Angst vor AIDS wach zu halten. „Das RKI gibt die kumulierten Zahlen der AIDS-Kranken an die Nachrichtenagenturen weiter, die dann von den meisten Zeitungen abgedruckt werden. Und der Mann auf der Strasse denkt dann, dass das mit AIDS immer schlimmer würde“, sagt auch der österreichische Arzt Christian Fiala.
Merkwürdigkeiten des RKI finden sich auch in Presseerklärungen und Zeitungen. So wird Marcus in der Ärztezeitung vom 11. März 1998 wie folgt zitiert: „Das Auftreten von klassischen Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhöe (Tripper) und Syphilis geht hierzulande nicht mehr zurück, wie es seit den 80er bis in die 90er Jahre der Fall gewesen ist. Im Gegenteil: Heute besteht wieder eine leicht ansteigende Tendenz.“
Merkwürdig ist das deshalb, weil laut RKI die rückläufige Zahl der positiven Antikörpertests mit den Safer-Sex-Kampagnen erklärt wird. Doch die Geschlechtskrankheiten haben den gleichen Übertragungsweg. Hinzu kommt: Nach Statistiken der Latexindustrie ist der Kondomverbrauch nur gering angestiegen.
Die Ärztezeitung schreibt weiter: „Marcus sieht die Ursache des Ansteigens klassischer Infektionskrankheiten in der Tatsache, dass die Deutschen nach wie vor sehr viel verreisen: ‚Eine Ursache für diese Entwicklung ist die teilweise dramatische Zunahme der Zahl dieser Krankheiten in von Deutschen bevorzugten Reisegebieten. In Urlaubsgebieten wie Südostasien, der Karibik und Ostafrika seien Maßnahmen gegen Geschlechtskrankheiten oft unzureichend.“’ Und dort scheinen sich die Deutschen immer häufiger mit Tripper und Syphilis beim Sexualverkehr zu infizieren, aber so gut wie nie mit HIV: Für den Zeitraum von Juli 1998 bis Juli 1999 vermeldet das RKI rund 230 Fälle von HIV-Infektionen durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr. Dazu kämen rund 300 Fälle von Ansteckung infolge homo- und bisexuellen Verkehrs von Deutschen in Hochrisikogebieten wie Afrika oder Thailand.
Nach der HIV- Theorie müssten auch Gefängnisse Hochburgen für die Verbreitung von HIV sein. Gemeinsamer Spritzengebrauch der vielen Drogenabhängigen und „Nothomosexualität“ sind unter männlichen Gefangenen gang und gebe. Am 7. Januar 1999 berichtet Dr. Marcus in einem Brief, es habe fünf Fälle von HIV-Übertragung in deutschen Gefängnissen gegeben. Dazu Dr. Heinrich Kremer: „Das ist doch absurd. In Gefängnissen sind bis in die 90er Jahre hinein alle Gefangenen bei Eintritt und Entlassung auf ihren sogenannten HIV-Status untersucht worden. Nothomosexualität und gemeinsamer Spritzengebrauch, angeblich die höchsten Risiken, sich mit HIV zu infizieren, sind Knast-Normalität. Die fünf Fälle die Marcus anführt, offenbarten, dass es sich bei HIV nicht um etwas handeln kann, das man sich per Infektion holt.“
Auch zum Nachweis von HIV per Virusisolation hat sich RKI-Mann Marcus in vielen Schreiben geäußert. „Fotografien der isolierten Viren befinden sich sowohl in der Science- Veröffentlichung von Montagnier, als auch in den Publikationen von Gallo aus dem Jahre 1984.“ Mehrfachen Anfragen, die Fotos und Nachweise von HIV erfüllten nicht die Regeln, die bei anderen Viren zur Anwendung kämen, begegnet Marcus mit Kommentaren wie: „Die international anerkannten Regeln für die Isolation von HIV entsprechen nicht den international anerkannten Regeln für die Isolation von Viren.“ Im Klartex: Man solle die Latte nicht so hoch hängen. Einmal sagte er es ganz klar: Es würde „eine wissenschaftlich nicht zu rechtfertigende Meßlatte gelegt.“ Die Frage bezog sich damals auf die Genauigkeit der Antikörpertests, die das RKI immerhin mit mehr als 99 Prozent anpreist. Und das, obwohl die Messlatte nicht so hoch hängt.
Nicht nur Dr. Marcus, auch sein Chef Professor Reinhard Kurth gibt AIDS-Kritikern zuweilen ein dankbares Ziel ab. Kurth hielt 1999 die Festrede auf einen umstrittenen HIV-Forscher, seinen „Freund“ Robert Gallo. Dieser hatte sich das „AIDS-Virus“ 1984 angeeignet, nicht selbst isoliert. Gallo wurde vor einem Jahr mit dem Paul- Ehrlich- Preis, benannt nach einem der größten deutschen Medizinforscher, dekoriert. Die Frankfurter Allgemeine kommentierte am 15.3. 99 einen Vergleich zwischen Gallo und Paul Ehrlich in der Laudatio von Kurth: „Am Schluss seiner Laudatio wagt Kurth einen Vergleich zwischen Gallo und Paul Ehrlich. In ihrer Suche nach neuem Wissen und ihrem Wunsch, die Gesundheit des Menschen zu verbessern, könne man beide als unermüdliche Wissenschaftler von hohem Ansehen bezeichnen.“ Der Artikel endet mit dem Fazit: „Paul Ehrlich hätte mehr Respekt verdient.“
Bedenken wegen der Verleihung eines Wissenschaftspreises an Gallo, den nicht nur AIDS- Dissidenten als Wissenschaftsbetrüger ansehen, mag Kurth nicht gelten lassen. Mit Passagen aus dem Bericht des Bundestagsuntersuchungsausschusses zum Bluterskandal konfrontiert, Gallo habe lediglich das Virus seines Konkurrenten Montagnier publiziert, antwortet Kurth: „Dies deckt sich nicht vollständig mit meinen persönlichen Erinnerungen aus den Jahren 1984 und 1985.“ Zur Entlastung der Vorwürfe gegen Gallo beruft sich Kurth auf eine Auswahl von Zeitungsausschnitten, die ausgerechnet von Gallos Pressestelle zusammengestellt wurde.
Festredner Kurth, langjähriger Leiter des Paul- Ehrlich- Institutes, war in dieser Zeit für die Zulassung u.a. von HIV- Antikörpertests zuständig. Er hat jedoch HIV- Nachweisverfahren nicht nur amtlich zugelassen, sondern auch privat solche entwickelt. Nachzulesen im o.g. Untersuchungsausschussbericht.
9 HIV-Tests, unter dem Vorsitz von Kurth vom PEI bereits für längere Zeit zugelassen, mussten im Nachhinein wegen Untauglichkeit vom Markt genommen worden. Außerdem ist die Zulassung vieler Tests, die über Jahre angewendet wurden, mittlerweile erloschen. Diese Tests, Grundlage für den positiven HIV- Status vieler tausend Menschen, entsprechen oft gar nicht mehr den Anforderungen, die heute an Tests gestellt werden. Dies betrifft besonders die ersten HIV- Test Mitte der 80er Jahre.
Dazu Valendar F. Turner, australischer Arzt und HIV- Experte: „1985 hatten die Bestätigungstests nur eine einzige Bande, einzigen Bereich, der reagieren musste, und der getestete Mensch wurde als HIV- positiv diagnostiziert. Heute haben die Tests bis zu 10 Banden, von denen in Deutschland 3 reagieren müssen, damit jemand als HIV- infiziert gilt.“ Dies sei tragisch für die damals Getesteten, denn niemand wisse, ob die heutigen Tests auf ihr damaliges Blut in 3 Banden reagiert hätten, das Ergebnis auch heute noch HIV-positiv interpretiert würde. Für Turner ist es ein Skandal: „Ein Drittel der gesunden australischen Blutspender hat in den heutigen Bestätigungstests einen reagierenden Bereich. Ein Teil von ihnen wäre deshalb Mitte der 80er Jahre als HIV- positiv diagnostiziert worden.“ Diese gesunden Blutspender wären damals in Todesangst versetzt und anschließend mit giftigen Substanzen gegen eine HIV- Infektion behandelt worden.
Die Techniken, mit denen die HIV- Tests beim Paul-Ehrlich-Institut geeicht werden, sind Wasser auf den Mühlen der AIDS- Dissidenten. Unter der Verantwortung von Prof. Kurth wurden HIV- Tests jahrelang, mindestens bis Ende 1997, einfach aneinander geeicht: Ein neuer HIV- Test musste lediglich zu gleichen Resultaten kommen, wie ein schon zugelassener Test. Für Turner ist dies ein unwissenschaftliches Verfahren: „Jeder indirekte Nachweis eines Krankheitserregers muss an direkten Nachweisen geeicht werden. Man muss überprüfen, ob in positive getesteten Menschen auch das HIV direkt nachgewiesen werden kann. Das geht nur über eine Virusisolation.“
Abgesehen davon, dass es keine den Standards der Retrovirologie genügenden HIV- Isolationen gäbe, habe man selbst die von den HIV- Wissenschaftlern entworfenen Isolationen nie zur Überprüfung von Antikörpertests angewendet. „Auf Grundlage von allem, was ich in den letzten 10 Jahren über die Antikörpertests herausbekommen habe, gibt es keinen Beweis dafür, das auch nur ein einziger Mensch mit positivem Antikörpertest tatsächlich mit HIV infiziert ist.“
Kurth war von 1986 bis 1999 Leiter des Paul-Ehrlich-Institutes, seit 1996 zusätzlich Leiter des RKI. Behörden wie auch das Berliner Gesundheitsamt sind bei HIV/AIDS, auf Richtlinien angewiesen, an denen Entwicklung Kurth maßgeblich beteiligt war uns ist. Sie sind primär daran gebunden, Anweisungen von oben zu folgen und beispielsweise zugelassene Tests durchzuführen.
Während in der Öffentlichkeit der Eindruck besteht, es gäbe zu HIV/AIDS kaum offene Fragen, offenbart ein Interview mit dem AIDS- Koordinator am Dortmunder Gesundheitsamt, dass alles doch nicht so bewiesen ist, wie es nach außen hin den Anschein hat. In einem Interview mit „AIDS- Dialog NRW“, Ausgabe 1/97, interne Publikation für mit HIV/AIDS befasste Institutionen, äußert sich Georg Bühmann, AIDS-Koordinator am Dortmunder Gesundheitsamt, zu Argumenten der AIDS-Dissidenten. Er habe mit solchen einschlägige Erfahrungen gesammelt und wolle jetzt seine Hilfe anbieten, um diesen Argumenten begegnen zu können. Er habe sich vor dem Interview fachliche Unterstützung beim RKI geholt: „Dort sind die Argumente der AIDS- Dissidenten bereits hinreichend bekannt.“ Die von den Dissidenten geäußerten Ansichten zur HIV/ AIDS- Hypothese „sind jedoch nicht leicht zu widerlegen. Die geforderte fotografische Aufnahme eines HI- Virus ist aufgrund der sehr geringen Konzentration des HI- Virus sehr schwierig. Der epidemiologische Beweis, dass HIV AIDS verursacht, ist theoretisch angreifbar und die vorliegenden Studien, die eine Faktorenkette von der Infektion bis zur Erkrankung nachweisen, reichen nicht aus, um diese Kritiker verstummen zu lassen.“
Wohlgemerkt: Georg Bühmann gab dieses Interview, nachdem er sich vorher fachlich vom RKI hat informieren lassen. Es muss somit davon ausgegangen werden, dass Bühmann hier den aktuellen Wissensstand des RKI wiedergibt. Zumindest innerhalb des Gesundheitswesens, in einer internen Publikation, werden also Lücken in der HIV-macht-AIDS-Hypothese eingeräumt. Die Öffentlichkeit erfährt zumeist von solchen Lücken nichts. Auch der Deutsche Bundestag blitzt schon einmal ab, wenn er die mögliche Existenz solcher Wissenslücken zu eruieren versucht. So erklärte Dr. Grupp vom Bundesministerium für Gesundheit gegenüber dem Petitionsausschuss in Bezug auf den Zusammenhang zwischen HIV und AIDS schriftlich: „Es ist nicht Aufgabe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, wissenschaftlichen Standards widersprechenden Theorien nachzugehen. Die Tatsache, dass AIDS eine Infektionskrankheit ist, kann nicht in Zweifel gezogen werden.“