I. HIV: Der große Irrtum?
AIDS- Forschung: Schlampige Virusnachweise und untaugliche, beliebige Tests
© Jan-Philipp Hein und Michael Leitner
HIV, Human Immunodeficency Virus. Dieses Virus soll der große Killer sein. Dieses Virus soll in Afrika eine ganze Generation auslösen. Dieses Virus, schon oft als „Geißel der Menschheit“ bezeichnet, soll absolut todbringend sein. Unbezwingbar dazu. Es soll sich so schnell verändern, dass kein Medikament dieser Welt imstande ist, es an seinem todbringenden Werk zu hindern. Dieses Werk heißt AIDS. Lebensverlängernde Wirkung, das sollen die Medikamente in dem ein oder anderen Fall schaffen, aber letztendlich habe immer dieses Virus gewonnen - im Kampf gegen das menschliche Immunsystem und gegen Medikamente, ob es einzelne waren oder mehrere, sogenannte Cocktails.
„Dieses Virus wurde bisher nie nach den Kriterien der klassischen Virologie isoliert, gereinigt und charakterisiert." Dieser Satz stammt nicht von einem Irren. Heinz Ludwig Sänger, Träger des Robert-Koch-Preises, kommt zu diesem Schluss. Der Professor für Virologie und Molekularbiologie weiß, wie man Viren isoliert. Er bekam den Preis 1978 für die besonders schwere Isolation einer seltenen Virusart.“ Isolation bedeutet, dass man Blut oder Gewebe aus einem erkrankten Organismus entnimmt und die Probe anschließend von Fremdpartikeln befreit.“ Übrig bleibe das Virus, das anschließend fotografiert werden könne. Jetzt braucht brauche man mit dem Isolat nur noch gesunde Zellkulturen infizieren. „Vermehrt sich das Virus auch dort, ist es statthaft, die Entdeckung von etwas Infektiösen zu behaupten.“
Sänger fiel aus allen Wolken, als er sich 1997 zum ersten Mal mit dem „AIDS-Virus“ beschäftigte. "Bis dahin hat mich das HIV-AIDS-Problem nur am Rande interessiert, und ich habe die entsprechenden Publikationen zur ,Isolierung’ des HIV ohne eingehende Prüfung ihrer Stichhaltigkeit als selbstverständlich korrekt akzeptiert.“
Sängers Kritik kommt in einer Zeit, in der ein Streit um das Virus und seine Rolle bei der Krankheit AIDS wieder aufflammt, den man eigentlich schon für beendet erklärt hatte.
Es ist Thabo Mbeki gewesen, der ihn wieder entfachte. Der südafrikanische Staatspräsident will nicht glauben, dass einzig und allein HIV zu AIDS führe. Seine These: Armut sei ein ganz entscheidender Faktor. Vor der mittlerweile zu Ende gegangenen Welt-AIDS-Konferenz lud er Wissenschaftler ein, die erörtern sollten, welche Rolle das Humane Immunschwächevirus bei der Krankheit spielt.
Mit am Tisch Professor Peter Duesberg. Der behauptet schon seit 1987, dass HIV mit AIDS überhaupt nichts zu tun habe. Dafür musste er seitdem ordentlich einstecken. Hirnsträubend, dumm und unverantwortlich nannte zum Beispiel Professor Manfred Dietrich, Vorsitzender der Deutschen AIDS-Gesellschaft die Duesberg-These, dass AIDS zum Beispiel eine Folge der Einnahme der Medikamente sei, die man gegen die Vermehrung des HIV bekommt. Prügel bezog Duesberg in Deutschland hauptsächlich vom Spiegel, Den nannte er daraufhin „HIV-Faschist“. Nur das Hamburger Abendblatt druckte in Deutschland mal ein ganzseitiges Porträt über den „Außenseiter“.
Auch wenn sich der Virologe Sänger und der Retrovirologe Duesberg in einem widersprechen - Duesberg hält HIV für isoliert - es ist das erste Mal, dass das Enfant Terrible der Wissenschaftsszene einen namenhaften Unterstützer in Deutschland findet. „Die Frage, ob dieses Ding isoliert ist, oder nicht, ist völlig irrelevant“, so Duesberg. „Es bleibt festzuhalten: HIV und AIDS haben nichts miteinander zu tun.“
Peter Duesberg ist AIDS-Dissident, und bei weitem nicht der einzige. Die Dissidenten lehnen die klassische Lehrmeinung zu AIDS ab. Ihre Kernthesen: Das Krankheitsbild würde nicht durch das HI-Virus erzeugt. Man sei an das Phänomen AIDS von Beginn an falsch herangetreten.
So sagt Heinz Ludwig Sänger: „Man kann der Summationskrankheit AIDS nicht mit der heute üblichen monokausalen Sichtweise gerecht werden.“ Der Virologe spielt damit auf die Tatsache an, dass AIDS eine Zusammenfassung 29 bekannter Krankheiten ist, die alle mit den gleichen Therapien behandelt werden.
Eines der Hauptargumente der AIDS-Dissidenten lautet: Behandlungen, Medikamente und Therapien selbst führten zu AIDS-ähnlichen Symptomen. Auf dem Beipackzettel von Retrovir/AZT, Bestandteil fast jeder AIDS-Therapie, tauchen unter anderem folgende Nebenwirkungen auf: Blutarmut, Knochenmarksschwächung, Lähmungserschei-nungen, Muskelschwund sowie schwere Blutbildstörungen.
AZT wurde Mitte der 60er Jahre entwickelt. Es sollte bei Leukämie die Überproduktion weißer Blutkörperchen dämpfen. Damals wurde es nicht zum Menschenversuch zugelassen. Grund: Der Wirkstoff ist zu toxisch. Doch bis heute wird es bei HIV-Positiven eingesetzt, wenn die Anzahl der lebenswichtigen Immunzellen des Typs T4 unter eine bedenkliche Grenze rutschen. Diese Zellen jedoch, gehören zu den weißen Blutkörperchen.
Deshalb behandelt der Kieler Internist Claus Köhnlein seine Patienten nicht mit Retrovir. „Die Cocktails sind so toxisch, dass sie selbst völlig ausreichen, um das Immunsystem zu zerstören.“ Untermauert wird dieses Urteil durch die Concorde-Studie, die Anfang der 90er Jahre zu dem Schluss kam: „Je mehr AZT, umso schneller starben die Patienten. AZT greift nun mal das Knochenmark an, wo die weißen Blutkörperchen produziert werden.“
Auch die Antikörpertests („AIDS-Tests“) und die Verfahren zur Bestimmung der Verbreitung des HIV im menschlichen Körper („Viruslastmessung“) scheinen ihre Tücken zu haben. Die Frankfurter Ärztin Juliane Sacher hatte ein kurioses Erlebnis. Sie machte ein Experiment: „Ich entnahm mein eigenes Blut und füllte es in zwei Röhrchen. Eines wurde unter meinem Namen zum Antikörpertest geschickt, das andere wurde mit dem Namen eines meiner HIV-positiven Patienten zur Viruslastmessung ans gleiche Labor geschickt.“ Tage später bekam sie die Ergebnisse: „Mein Blut war unter meinem eigenen Namen HIV-negativ, doch das Blut, das unter dem Namen meines Patienten eingesandt wurde, hatte eine Viruslast von 1800.“
Das Labor erklärte ihr damals am Telefon, das sei nicht besonders hoch und auch nichts besorgniserregend. Es könne schon mal Fehler in dieser Höhe geben.
Für Juliane Sacher hat diese Erklärung einen faden Beigeschmack: „In den Kliniken kämpfen die Patienten bei der Reduzierung ihrer Viruslast um Dutzende oder Hunderte weniger HI-Viren pro Milliliter Blut. Wie passt das zusammen, wenn 1800 weder hoch noch besorgniserregend sind?“ Schließlich würden die Dosen der Kombitherapie erhöht, wenn das Virus nicht unter die Nachweisbarkeitsgrenze gedrückt werden könnte.
Bei einem anderen Labor fragte Frau Sacher vor dem Experiment an, ob man ihr Blut dort auch mal auf die Viruslast hin überprüfen lassen könnte. Begründung der Ablehnung: HIV-negatives Blut einer Viruslastmessung zu unterziehen, sei nicht zulässig. Juliane Sacher: „Wie kann es überhaupt sein, dass bei einem negativen Antikörpertest überhaupt Viren gezählt werden können?“
Das Verfahren, auf dem die Viruslastmessung basiert, heißt „Polymerase Chain Reaction“ (PCR). Ihr Erfinder, der amerikanische Wissenschaftler Kary Mullis, erhielt dafür 1993 den Nobelpreis für Chemie. Die PCR wird nicht nur zur Viruslastbestimmung, sondern auch zur Ermittelung des sogenannten genetischen Fingerabdrucks benutzt. Wissenschaftler Mullis zum Einsatz seiner Erfindung bei HI-Viren: „Meine PCR ist völlig untauglich, die Menge der Viren im Blut zu messen.“
Mullis schaltete sich sogar in ein Gerichtsverfahren ein. Das Kind einer HIV-positiven Mutter sollte Zwangsgetestet werden. Dazu schrieb Mullis: „Es ist traurig, wenn aufgrund meines Verfahrens ein Kind mit gefährlichen Medikamenten behandelt werden sollte.“ Schon 1996 schrieb der Nobelpreisträger, dass er es nicht verstehe, wie Ärzte ein giftiges Medikament wie AZT verschreiben könnten, nur weil ein Mensch Antikörper gegen HIV im Blut habe. Das Gericht entschied damals, dass sich das Kind einem Test zu unterziehen habe.
Mehr Erfolg in einem ähnlichen Fall hatte Mullis Freund David Rasnick. Er ist Chemiker und intervenierte. Eine positiv getestete Mutter aus dem US-Bundesstaat Maine, wollte zusammen mit ihrem Sohn, ebenfalls positiv, die Cocktails absetzen. Eineinhalb Jahre zuvor starb ihre Tochter, die die Cocktails ebenfalls nahm. Der Arzt, bei dem ihr damals vierjähriger, gesunder Nikolas in Behandlung war, meldete dies den Behörden, die der Mutter darauf hin das Sorgerecht entziehen wollten. Rasnick trat damals als Sachverständiger vor Gericht zum Thema AZT auf. Das Gericht entschied, dass der Arzt nicht ausreichend bewiesen habe, was der Nutzen der Therapie wäre. Es gäbe keine Beweise, dass das Kind ohne die Medikamente krank würde.
Die australische Ärztin und HIV- Forscherin Eleni Papadopulos-Eleopulos geht sogar noch weiter: „Es gibt keinen Beweis, dass jemand, der HIV positiv getestet wird, tatsächlich mit HIV infiziert ist.“ Sie verweist auf nunmehr über 60 Kreuzreaktionen. Das heißt , dass der Test auch auf Krankheiten und Faktoren wie Grippe, Impfungen oder beispielsweise Hepatitis ansprechen kann. Auch mehrfache Schwangerschaften gehören dazu. Das alles kann zur Diagnose HIV-positiv führen.
Fakt ist: Die Kriterien für eine positives Ergebnis nach einem HIV- Antikörpertest sind weltweit verschieden. In Afrika müssen zwei sogenannte Banden des Testes reagieren, in Australien müssen doppelt so viele Banden reagieren, um ein HIV-positives Ergebnis zu liefern. Das könnte ein Erklärungsansatz für die „Horrorzahlen“ aus Afrika sein. Der Test wird dort viel leichter positiv interpretiert als in Australien, das weltweit eine der niedrigsten Neu-Infektionsraten hat.
In den Vereinigten Staaten, so fand Papadopulos-Eleopulos heraus, seien es eine, zwei oder drei Banden, die reagieren müssten, um ein positives Testergebnis zu bekommen. Dieses hängt davon ab, wer der Tester ist. Das Rote Kreuz in den USA verlangt drei reagierende Banden, die CDC gibt sich mit zwei zufrieden.
Frau Papadopulos-Eleopulos veröffentlichte 1993 eine Arbeit zu Antikörpertests in dem Wissenschaftsmagazin BIO/Technology. Auch die deutsche Wochenzeitung, "Die Woche", berichtete damals darüber.
Die grundsätzliche Krux bei den Tests sieht Papadopulos-Eleopulos in der fehlenden Virus-Isolation: "Der einzige Weg, um Sicher zu sein, dass ein Antikörpertest HIV nachweisen kann, wäre eine Eichung an einem direkten Virus-Nachweis." Dies ginge nur über eine Virus-Isolation.
Auch im weit entfernten Bayern betrachtet der Virologe Sänger das genau so: "Es ist erstaunlich, dass es die HIV-Forscher nicht geschafft haben, in 19 Jahren intensivster Forschung, ausgestattet mit gigantischen finanziellen Mitteln, die HIV-Aids-Hypothese auch nur ansatzweise wasserdicht zu machen."